Amanda Bohlken:
Die dritte Dimension der Tränen 
DDR-Flucht – Haft und Trauma – Heilungswege

280 Seiten, Klappenbroschur
14,5 x 21,5 cm
1. Auflage 2007
ISBN 978-3-931801-64-9

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Preis:
18,80 EUR / 31,90 SFr
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“Sieben Kilometer bis zur Grenze. Wenn ich querfeldein laufe ... Was ist das in dem Gebüsch vor mir?” – 2. September 1970: Jutta Sorge ist auf “Republikflucht” aus der DDR via Bulgarien. Der Westliebe wegen. Die Flucht misslingt. Stasi-U-Haft Moritzplatz Magdeburg, Roter Ochse Halle, Frauenzuchthaus Hoheneck, Freikauf in die Bundesrepublik. Unbeschwertes Leben bis 1989. Die Mauer fällt. Der Schutz ist weg. Die Erinnerungen an Entrechtung, Willkür, Zwang,  ungewollte Lebensumstände in den Haftjahren nehmen überhand.  Tunnelpanik in der Straßenbahn, Platzangst im überfüllten Lift, Fluchtreaktionen auf Kommandos beim Sport, die wie beim Hofgang im Gefängnis klingen.

Amanda Bohlken ist Jutta Sorge.  Die “gestorbene Zeit”,  wie sie die Haftjahre nennt, erweist sich als verwirrende Last von Empfindungen und Gefühlen. Die politisch traumatisierte Amanda Bohlken möchte Klarheit. Immer wieder sucht sie die Schauplätze auf, läßt sich bedrängen von demütigenden und schmerzhaften Erinnerungen. “Damals scheint das Heute überrollen zu wollen.” Tastend sucht sie Heilung. Sie findet sie in einem organischen Dreischritt: Psychotherapie, Meditation, Körperenergiearbeit. Pranaheilung ergänzt die Schulmedizin. Diese mehrdimensionale Erfahrung bietet Diskussionsstoff, der über den autobiographischen Bericht hinausweist.

Die aufregende Flucht, die Zersetzungsmethoden der Staatssicherheit, das harte Urteil über drei Jahre Gefängnis, der grobe Haftalltag bilden die Zeitschichten, auf denen sich die lebhaft geschilderte Gefühlswelt errichtet. Der Weg vom erlebenden zum betrachtenden Ich, dem es gelingt, die Opferposition zu verlassen und sich zugleich von der "verdichtenden Energie" der materialistischen Entindividualisierung des SED-Dogmas zu befreien, das "Alte abzugeben", ist in diesem Tagebuch dokumentiert. Am Ende steht Akzeptanz des Lebensweges,  das heißt: Freiheit, Verzeihen, Versöhnung.




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