Yvonne Liebing
All you need is beat
Jugendsubkultur in Leipzig 1957–1968
(Hg. Rainer Eckert/Uwe Schwabe im Auftrag des Archivs Bürgerbewegung Leipzig e.V.)

Broschur, 152 Seiten, 67 s/w-Abbildungen,
1. Auflage 2005,
ISBN 978-3-931801-55-7

 
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Preis:
12,80 EUR / 22,40 SFr

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»Mit der Monotonie des Jay, jeh, yeh, und wie das alles heißt, sollte man doch Schluß machen.« Als der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht sich 1965 auf dem »Kahlschlag-Plenum« des SED-Zentralkomitees beklagt, hat der Beat, nach dem Rock'n'Roll die zweite internationale Musikwelle, die DDR überrollt. Die SED sieht die »sozialistische Nationalkultur« in Gefahr. Um der Fans Herr zu werden, hatte die Justiz den Straftatbestand »Rowdytum« eingeführt, die Leipziger »Rowdykartei« wird Maßstab in der Republik. Elvis-Tolle und Entenstietz, dann Pilzkopf und »wilde Mähnen« gelten als »auffällig westliches« Erscheinungsbild, Merkmale des Klassenfeinds und mithin als Sicherheitsrisiko. Ausgrenzung, Überwachung, strafrechtliche Verfolgung heißt die Strategie.
Als 1965 Bands verboten werden, setzen sich die Leipziger Fans zur Wehr: Über Nacht tauchen Flugblätter auf, die zu Protestmarsch und Demo auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz am 31. Oktober aufrufen. Die Polizei greift mit Schlagstöcken und Wasserwerfern ein. Demonstranten werden mit Gefängnis bestraft und in die Braunkohle geschickt. Eine Graffitiserie quer durch die Stadt schafft eine Gegenöffentlichkeit: »Nur noch Beat«.

Yvonne Liebing, Jahrgang 1979, deckt die Maßnahmen der SED und ihrer Staatsorgane anhand der Akten auf. Zeitzeugen schildern, was Volkspolizei, das Ministeriums für Staatssicherheit und seine Leipziger Bezirksverwaltung nicht festhalten konnten: das Lebensgefühl, das sich einstellte bei den legendären Konzerten der »Butlers« im »Immergrün« in Kleinzschocher, unter den Rock-Staubwolken an der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, an den Treffs der »Meuten« und Cliquen am »Capitol« und vor anderen Kinos, auf den »Broadways« Ernst-Thälmann- und Georg-Schwarz-Straße. »Spannend und bedrückend«, urteilen Klaus »Renft« und Hans-Dieter Schmidt im Begleitwort über die vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. angeregte Stadtgeschichtsschreibung.



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